Südtirol 3 Tage
16.07.2021 Südtirol
Almatrak Engiadina auf grosser Tour, ins Südtirol
«Lasst immer wieder mal Platz zwischen den Traktoren, dass der Normalverkehr überholen kann und schaut, ob der Hintermann auch nachkommt.» Dies riefen die Organisatoren den Almatrakern nochmals kurz in Erinnerung, als sie pünktlich um 13.00 Uhr in S-chanf ihre Maschinen anwarfen, um via Ofenpass ins Vinschgau zu zuckeln. Die Mittelbünder hatten schon eine vierstündige Fahrt in den Knochen.
Erster offizieller Boxenstopp war die Passhöhe. Doch der eine oder andere musste bereits vorher eine Pause einlegen, um sich oder die Maschine regensicher zu machen. Kurz vor der Grenze wurden die Tänke nochmals mit Treibstoff gefüllt. Und dann musste umdisponiert werden. Der Haflinger wollte nicht mehr so wie er sollte. Ausgerechnet das Fahrzeug das die Abschleppstange transportierte. Die zwei Männer und die Fracht wurden auf andere Transportmittel aufgeteilt und weiter ging es nach Glurns für die erste Nacht. Der unglückliche Fahrer organisierte sich für die weitere Fahrt einen anderen Traktor. Der Wirt des Hotels arrangierte extra für uns ein Grillfestival. Wir wurden verwöhnt mit feinen Salaten, und noch feineren Grilladen, bis zum Abwinken. Es hatte für jeden etwas dabei, sei es Käse, Gemüse und natürlich Fleisch, und da reichlich an Auswahl. Geflügel, Schwein, Rind, Lamm........ als Wurst, Schnitzel, Steak, Medaillon und und und. Wir waren schon lange satt, kam der Wirt noch mit weiteren Köstlichkeiten. Natürlich "musste" alles probiert werden. Ganz atypisch, für die Almatraker, reichte der Platz nicht mal mehr für einen Dessert, höchstens noch für einen Kaffee, Corretto oder Grappa.
Früh am nächsten Morgen erklommen die tapferen Maschinen einen Höhenweg, der sie hoch über dem Vinschgau nach Schlanders führte. Ganz fernab der stark befahrenen Vinschgauerstrasse, durch idyllische Wälder, ohne Lärm, wenn nicht gerade die Oldies ihren Sound erklingen liessen und mit traumhafter Aussicht. Im Hauptort des Vinschgaus angekommen durften die Traktorenfreunde bei den Schwiegereltern des Mitorganisators, bei der Familie Alber in Göflan, einen feinen Marend geniessen, mitten im Dorf aber gut versteckt, im malerischen Bongert, umgeben von Apfelbäumen. Originell angerichtet war das feine geräucherte Fleisch und der köstliche Käse auf Holzplatten. Selbstverständlich fehlten Äpfel und Aprikosen auch nicht. Die Maschinen wurden dafür kurzerhand zwischen die Reihen der Apfelbäume parkiert, auf Geheiss des Gastgebers. Einen romantischeren Parkplatz hatten die Arbeitstiere in ihrem bisherigen Leben wohl noch nie. Die fleissigen Bienen summten um sie rum, und von lieblich duftenden Blüten umrankt.
Für heute durften die Oldies, nach einer kurzen Fahrt zum Hotel, ruhen. Die Almatraker wurden hier von Bustaxis abgeholt und nach Meran chauffiert. Hoch über Meran, am Tor zum Passeiertal, hat ein Wirt ein kleines, aber feines Porschetraktorenmuseum eingerichtet. Wobei ich denke, dass einige Maschinen immer noch auf Tour gehen, so wie wir. Auch ein paar Vespas gabs zum Bestaunen. Bevor sich die Köpfe im Hotel aufs Kissen niederlegen konnten, wurden die Mägen reichlich gefüllt im Braugarten des lokalen Bierbrauers. Nicht jeder konnte die bestellte Mahlzeit bewältigen. Kinder war da was los, ein stetes Kommen und Gehen, sehen und gesehen werden. Für einmal waren nicht die Oldies für die Lärmquelle verantwortlich!
Dieselbe Strecke, wie wir gekommen waren ging es auch wieder zurück. Wieder kletterten die Oldies die steilen Hänge der Apfelplantagen hoch, um auf diesen Höhenweg zu gelangen. Unten im Tal, mit dem vielen und schnellen Verkehr, wäre es zu gefährlich gewesen, gerade an einem Sonntag, wir wären ein Verkehrshindernis und es wäre viel stressvoller als hier in der Natur. Zudem wollen wir die anderen Verkehrsteilnehmer nicht ärgern, wenn sie wegen uns langsam fahren müssen. Irgendwo im Nirgendwo, stoppte der Konvoi, ein Benzintank musste entlüftet werden. Ein Unheil kommt selten allein, ausgerechnet hier, an der engsten Stelle, in einem Wäldchen forderte das Unheil sein zweites Opfer. Die Wasserpumpe des Jeeps, seines Zeichens Besenwagen, stellte seinen Dienst ein. Nun hatte die mitgeführte Abschleppstange ihren grossen Einsatz, denn die Almatraker lassen niemanden zurück, vor allem nicht im Ausland. Bis über die Grenze, nach Müstair, sollte der Jeep gestossen werden, so der Plan, was einiges an Fahrgeschick des Gespanns erforderte. Wieder wurden Mitfahrer auf die verbliebenen Autos und Traktoren verteilt.
Nach dem Mittagshalt am Fischerteich in Prad am Stilfserjoch fuhr der Tross wieder zurück in heimatliche Gefilde. Bereits im Münstertal verabschiedeten sich die Münstertaler Almatraker. Der Haflinger konnte die Rückreise ins Engadin auf den eigenen vier Rädern bewältigen, anscheinend waren Heinzelmännchen am Werk gewesen. Noch am selben Abend wurde auch der Jeep, per Autoanhänger, nach Hause überführt. In Zernez wurde nochmals gemeinsam zu Abend gegessen, bevor sich dann die Almatrakfamilie in alle Windrichtungen auflöste. Nur die Mittelbündner nächtigten noch einmal im Engadin, bevor sie die letzte Etappe am Montag bewältigten.
Zum Glück war Frau Holle gnädig und verschonte uns vor allzu grossen Regengüssen. Ohne Land- und Personenschaden, okay mit ein paar Fahrzeugproblemen, erreichten alle wieder gesund und munter die Heimat.
Entschleunigung der besonderen Art, Pacifig, traumhaft schön, über(fr)essen, waren die Schlagwörter, die man immer wieder hörte, auch das Lachen und die Gemütlichkeit kam nicht zu kurz. Tausend Dank den Organisatoren, für diesen grandiosen Ausflug, es war wie immer GENIAL!!!. gerne wieder einmal. :-)